Kundalini-Yoga: Alles über den Yoga-Stil und die besten Übungen

Wer sich für moderne Spiritualität interessiert, ist beim Kundalini-Yoga genau richtig. Denn Ziel beim Kundalini ist es, durch Kriyas, Atmung und Meditation die Kundalini-Energie zu erwecken. Hier erfährst du, was diese Begriffe eigentlich bedeuten und mit welchen Mantras, Meditationen und Übungen du als Anfänger*in Kundalini-Yoga lernen kannst.

Kundalini-Yoga

Was ist Kundalini Yoga?

Kundalini-Yoga basiert auf dem Tantrismus und ist eine religionsübergreifende klassische Tradition, die es wahrscheinlich schon seit Jahrhunderten gibt. Im Mittelpunkt steht bei diesem Yoga-Stil die Kundalini, die Urenergie. Demnach ist der Mensch reines Bewusstsein - Shiva - und verfügt über die komplette kosmische Urenergie, die als Shakti bezeichnet wird. Diese kosmische Energie erschafft alles Leben und wirkt stetig weiter im Entwicklungsprozess. In der Kundalini-Lehre wird diese Energie als schlafende Schlange symbolisiert, die eingerollt am unteren Ende der Wirbelsäule ruht. Durch die im Kundalini-Yoga erlernten Techniken und Reinigungsübungen (Kriyas) soll sie systematisch geweckt werden und mithilfe der Energiekanäle aufsteigen. Nach und nach wandert sie durch die sieben Chakren (Energiezentren) durch den Körper nach oben. Ist die Kundalini-Energie einmal freigesetzt und steigt sie bis zum höchsten Chakra, kann dies zur Erleuchtung und anderen außergewöhnlichen Bewusstseinszuständen und Reinigungserfahrungen führen. Intensive Kundalini-Erweckungen sollten daher nur mit meinem erfahrenen Lehrer durchgeführt und praktiziert werden! 

Grundlegend lässt sich die Kundalini-Energie durch jede Art der spirituellen Praxis erwecken. Der besondere Weg im Kundalini-Yoga gibt jedoch bestimmte Techniken für eine schrittweise Vorbereitung, Reinigung und Stärkung des gesamten Körper-Geist-Systems und hilft dabei, die Energien lenken und kontrollieren zu können. Die Kundalini-Energie erwacht nicht sofort, dies geschieht in den meisten Fällen schrittweise, z.B. nimmt die feinstoffliche Lebensenergie (Prana) zu, die Energiekanäle werden gereinigt, es kommt zu spirituellen Erfahrungen oder es entfaltet sich eine höhere Sinneswahrnehmung etc.

Grundpraktiken im Kundalini-Yoga

  • Hatha-Yoga: stärkt und bereitet den Körper für die Energiearbeit vor
  • Mantra-Yoga: Energiearbeit mithilfe der besonderen Klangschwingung der Mantren
  • Nada-Yoga: Im Nada-Yoga arbeitet man auch mit Klangschwingungen, aber von verschiedenen Instrumenten (Klang-Yoga) und lauscht sowohl den äußeren Klängen als auch den inneren Klängen (Anahata-Klänge)
  • Yantra-Yoga: Meditation über bestimmte geometrische Formen, Farben und Symbole
  • Laya-Yoga: Bewusstseinslenkungen und Fühlen; “Yoga des Auflösens”

Im Kundalini-Yoga werden Elemente verschiedene Yoga-Wege vereint und in diese Grundpraktiken eingeteilt. Darüber hinaus werden die folgenden fortgeschrittenen Techniken zur Erweckung der Kundalini angewandt:

Pranayama-Atemübungen zur Kontrolle der Lebensenergie. Insbesondere die sechs Shatkriyas und die acht Mahakumbhakas.

Bandhas - Verschlüsse, um das Entweichen des Prana zu verhindern.

Mudras - Übungen zur Energieerweckung und -lenkung.

Bestimmte Meditationstechniken, wie die Energiemeditation oder die Ujjayi-Meditation.

Kundalini-Yoga ist also kein Yoga-Stil, der auf Fitness abzielt. Natürlich machst du hier auch Asanas, wichtiger als die Bewegung ist aber die Grundeinstellung. Eine Einheit im Kundalini-Yoga besteht aus einer festgelegten Serie von Pranayama (Atemübungen), Asanas, Meditation und Mantras. Eine solche Reihe bezeichnet man als Kriya.

Einige Regeln oder Empfehlungen, die du bei deiner Kundalini-Praxis berücksichtigen solltest:

Es wird eine sattwige ( = “reine”) Lebensweise empfohlen, d.h. man sollte sich möglichst gesund ernähren und gut auf den eigenen Körper achten (Was nimmst du zu dir? Wie gesund und stark ist dein Körper? Lebst du in einer Umgebung, die dir gut tut? Wie ist dein Umgang mit dir selbst und anderen Menschen etc.)

Auch die geistige Reinheit spielt eine wichtige Rolle: Mit welchen Dingen beschäftigst du dich? Ist dein Geist ruhig und ausgeglichen oder befindest du dich oft in Unruhe oder Verwirrung. Eine regelmäßige Yoga-Routine hilft dir dabei, innere Ruhe zu kultivieren.

Bei psychischen Beschwerden oder Krankheiten suche dir bitte kompetente Begleitung von einem Kundalini-Yogalehrer oder Yogalehrerin und kläre ab, ob eine Kundalini-Yogapraxis für dich in Frage kommt oder eher kontraproduktiv ist.

Praktiziere die Kundalini-Übungen niemals unter Einfluss von bestimmten Substanzen z.B., Alkohol oder Drogen o.ä

Für intensive Einheiten begebe dich bitte in ein Yoga-Ashram oder ein dafür vorgesehenes Retreat. Eine Kundalini-Erweckung kann sowohl Trance als auch Ekstase Zustände auslösen und es ist wichtig, dass du durch eine Kundalini-Erweckungserfahrung gut und fachlich begleitet wirst

Mantras und Meditation im Kundalini Yoga

Das Mantra „Sat Nam“ spielt im Kundalini Yoga eine besondere Rolle. Sat Nam ist Sanskrit und bedeutet übersetzt „Wahrheit“ oder „wahre Identität“.

Die spirituelle Ebene ist beim Kundalini Yoga unverzichtbar. Jede Kundalini-Praxis zielt auf einen bestimmten Bereich ab: So gibt es Yoga-Einheiten zu verschiedenen Themen wie zum Beispiel Stress, Angst und innerer Reichtum. Denn je nachdem, welches Chakra angesprochen werden soll, wird eine andere Übungsreihe angewendet.

Den Kern der Meditation bildet meist „sat nam“. Durch Konzentration auf diese Silbe oder auch auf die Abwandlung „sa-ta-na-ma“ (Geburt – Leben – Tod – Wiedergeburt) soll Schicht für Schicht alles abgetragen werden, was wir in der Gesellschaft gelernt und erfahren haben.

Pranayama und Kundalini Yoga

Die Pranayama-Atemübungen stehen im Kundalini Yoga in der Regel vor den einzelnen Übungsreihen. Ein wesentlicher Bestandteil ist dabei der Feueratem, Kapalabhati: Er soll die Gedanken aus der Gegenwart holen, beim Freisetzen der Kundalini-Energie helfen und den Geist auf die Meditation vorbereiten.

Den Feueratem kennst du vielleicht schon aus anderen Yoga-Stilen. Du atmest dabei sehr heftig durch die Nase aus und ziehst dabei den Bauch ein. Das Einatmen hingegen findet sehr kurz und nur reflexhaft statt. Den Namen trägt diese Atemtechnik übrigens, weil dir bei dieser Atmung schnell warm wird.

Kundalini Yoga: einfache Übungen und Meditation für Anfänger

Das Praktische am Kundalini Yoga ist: Du brauchst keine jahrelange Yoga-Erfahrung, um den Stil üben zu können. Ein bisschen Vorwissen schadet nicht, wichtiger ist aber die Bereitschaft, sich auf den spirituellen Aspekt einzulassen. Du solltest dir bewusst sein, dass die Asanas teilweise deutlich länger gehalten werden als zum Beispiel im Hatha Yoga.

Atemübung aus dem Kundalini Yoga

In diesem Stil beginnst du meist mit Atemübungen. Neben dem oben beschriebenen Feueratem gibt es eine weitere gängige Pranayama-Übung: Du hältst mit dem Daumen der rechten Hand das rechte Nasenloch zu und atmest nur durch das linke tief ein. Kurz hältst du die Luft an und verschließt dann das linke Nasenloch, sodass du durch das rechte lange ausatmest. Ziehe dabei den Bauchnabel zur Wirbelsäule. Allein diese Übung kannst du übrigens schon bis zu einer halben Stunde durchführen!

Asanas im Kundalini Yoga

Einige Kundalini-Asanas erkennst du vielleicht aus dem Hatha Yoga oder einem anderen Stil. Hier sind zwei gängige Übungen:

  • Der Bogen

In Bauchlage umgreifst du beide Knöchel. Beim Einatmen hebst du Oberschenkel und Brust vom Boden ab und machst dich rund. Im Kundalini Yoga verharrst du bis zu zwei Minuten in dieser Position. Löse dich schließlich beim Ausatmen wieder aus dem Bogen.

  • Überkreuzheben

In Rückenlage und mit den Armen neben dem Körper atmest du ein und ziehst dabei das linke Knie Richtung Brust. Gleichzeitig streckst du den rechten Arm über den Kopf. Beim Ausatmen legst du Bein und Arm wieder ab und wechselst auf die andere Seite. Bis zu drei Minuten lang behältst du diesen Wechsel im Rhythmus des Atems bei.

Die Asanas sind prinzipiell nicht schwer einzunehmen, werden aber durch die lange Haltedauer immer anspruchsvoller.

Übung zu Meditation und Mantras

Es gibt sehr viele Meditationsvarianten im Kundalini-Yoga. Ein Klassiker ist die sat-nam-Meditation: Du sitzt im Schneidersitz (oder Lotussitz) und bringst die Handflächen vor der Brust, dem Herzchakra, zusammen. Singe oder summe beim Atmen „sat“ und „nam“, wobei die Silbe „sat“ deutlich länger sein sollte. Wenn du diesen Rhythmus mehrere Minuten durchhalten kannst, wirst du durch das monotone Geräusch und die Schwingungen in deiner Kehle ruhiger und kannst dich danach besser konzentrieren.

Wer offen ist für spirituellen Praktiken und auf der Suche nach einem sanften, besonders meditativen Yoga-Stil ist, kann beim Kundalini Yoga schnell neue Kraft tanken und ein neues Körpergefühl erlangen.

 

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