Akupressur-Yoga: Heilende Berührungen

Was ist Akupressur? 

Die Akupressurbehandlung ist eine über 5000 Jahre alte Heilmethode, die in Asien ihren Ursprung hat. Die Akupressur stimuliert dieselben Punkte wie die Akupunktur, doch statt Nadeln, setzt sie den sanften, aber festen Druck über die Hände ein, um Verspannungen zu lösen, die Durchblutung zu verbessern und die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. Sowohl im alten China als auch im alten Indien ging man davon aus, dass alle physischen und mentalen Gesundheitsprobleme auf einer Energieflussstörung in den Energiekanälen beruhen. Im Chinesischen ist es das Qi, und aus dem Yoga kennen wir es als Prana, die Lebensenergie, die frei und ungehindert durch den Körper fließt. Wird dieser Energiefluss gestört, so kommt es zu Blockaden und Beschwerden.

Beim Akupressur-Yoga werden die Akupressurpunkte während der Yoga-Asanas, dem Pranayama oder der Meditation gehalten und stimuliert. Die Wirkweise der Yogaübungen wird somit verstärkt und das Körpersystem entlastet. Vor allem für ausgleichende Yin-Yoga-Einheiten eignet sich die Arbeit an Akupressurpunkten sehr gut.  

Was ist ein Akupressurpunkt? 

Die 365 Akupressurpunkte befinden sich auf den sogenannten Meridianen, den Energiebahnen unseres Körpers. Diese Energiekanäle werden im Yoga auch Nadis genannt. Durch diese Energiekanäle fließt die Lebensenergie, die als Prana oder Chi bekannt ist und alle Organe und Körpersysteme mit Energie versorgt. Akupressurpunkte sind Körperstellen auf den Meridianen, an denen sich Blockaden im Energiefluss verstärken können.

Akupressurpunkte können an markanten Stellen des Körpers, d. h. vor allem an Knochen und Muskeln, lokalisiert werden. Akupressurpunkte, die sich unter Muskeln, Bändern oder Sehnen befinden, können sich wie gespannte Schnüre oder Knoten anfühlen.

Jeder Akupressurpunkt hat eine körperliche, energetische, emotionale, mentale und seelische Ebene. Ungesunde Lebensgewohnheiten, viel Belastung und körperliche oder geistige Verletzungen und Traumata können den natürlichen Energiefluss beeinträchtigen. Auf unsere oft bewegte und unruhige Gedankenwelt, die herausfordernden Einflüsse der Umwelt und alle möglichen Situationen, die das Leben für uns bereithält, reagieren wir mit Emotionen. Gerade unangenehme Gefühle wie Wut, Traurigkeit, Enttäuschung, Zweifel usw. wollen wir oft nicht fühlen und unterdrücken sie oder verarbeiten sie nur an der Oberfläche. Wenn Gefühle, insbesondere intensive Gefühle oder lang anhaltende emotionale Zustände, unterdrückt werden, speichert der Körper diese ab. Durch Spannungen im Nervensystem, in den Faszien und Muskeln werden sie als angestaute Lebensenergie an Akupressurpunkten festgehalten. Wenn wir diese innere Spannung über einen längeren Zeitraum nicht auflösen und den emotionalen Wellen keinen Raum geben, frei zu fließen, werden wir energielos und kränklich. Dies kann sich in vielen verschiedenen körperlichen Beschwerden (schmerzhafte Verspannungen, Kopfschmerzen und Migräne, Magen-Darm-Beschwerden usw.) sowie in seelischen Störungen äußern.

Wie werden Akupressurpunkte behandelt?

Die Akupressurpunkte im Yoga sind eine Art Eigenheilung, d.h. man kann die Akupressurpunkte in den Yoga-Asanas völlig eigenständig mit den Händen behandeln. Dabei legen sich nicht nur deine Hände behutsam auf die Punkte, sondern auch die mentale Aufmerksamkeit richtet sich auf diese Stelle. Dabei spürst du bewusst, wie viel Druck du auf die Akupressurpunkte ausüben kannst, damit du trotzdem entspannt bleibst. Ein leichter Entspannungsschmerz reicht bereits aus, um eine positive Wirkung zu erzielen und ist nur so ausgeprägt, dass sich der Körper noch entspannen kann.

Durch bewusstes Atmen kannst du dich mit den Akupressurpunkten verbinden. Durch eine tiefere und ruhigere Atmung wird der Parasympathikus aktiviert, der für die Erholung und Regeneration des Organismus verantwortlich ist. Die richtige Atmung beim Halten der Akupressurpunkte ist daher sehr wichtig. Um die tiefen Schichten des Akupressurpunktes zu erreichen, sollte der Punkt mindestens 2 Minuten lang gehalten werden.

Dabei gehst du wie folgt vor: 

  • Zunächst wird der Akupressurpunkt ganz sanft gehalten. Das sanfte Halten gibt dem Körper einen ersten Impuls. 
  • Wenn du merkst, dass der Punkt langsam entspannt, dann kannst du den Druck ein wenig vertiefen. Sollte das sanfte Halten bereits Schmerzen auslöst, dann bleibe auf diesem Level, bis der Schmerz sich lösen kann. Gehst du nun tiefer, erreichst du die energetische Ebene. Du verbleibst so lange, bis sich dein Nervensystem vollkommen entspannen kann.
  • Tiefer liegt die emotionale Ebene, in der die unterdrückten Gefühle zum Fließen gebracht werden können. Wenn die Verspannungen hier gelöst werden, dann kann es sein, dass bestimmte Emotionen in dir hochkommen, denen du Raum geben kannst.
  • Nun wird es dir möglich sein, deine geistigen Glaubenssätze und Konditionierungen zu erkennen. Sei sanft zu dir selbst und bleibe in einer liebevollen Aufmerksamkeit.
  • Wenn diese vielen Ebenen wieder in einem freien Fluss sind, so findest du wieder mehr Verbindung zu dir und deinem Wesenskern. 

„Wir können anfangen, unser Leben auf der tiefsten Ebene zu heilen, wenn wir damit beginnen, unseren Körper wertzuschätzen und seine Botschaften zu achten, statt uns als sein Opfer zu fühlen …

Wenn wir unsere Symptome mit äußeren Kuren überdecken, hält uns das davon ab, die Bereiche unseres Lebens zu heilen, die unsere Aufmerksamkeit und Veränderung brauchen“ - Dr. Christiane Northrup

Die Arbeit mit den Akupressurpunkten wird nicht auf Anhieb alle inneren Themen heilen und manchmal bedarf es auch einer mehrfachen Behandlung. Vertraue auf die innere Weisheit deines Körpers und taste dich in deinem eigenen Tempo vor. 

Wir haben für dich eine kurze Akupressur-Yoga-Sequenz vorbereitet, die sowohl der emotionalen Harmonisierung, als auch der Entlastung von Nacken und Schultern dient. Diese kurze Sequenz kannst du wunderbar in deine Yogapraxis integrieren und dir ganz bewusst heilende Berührungen schenken. 

Die Akupressurpunkte: TW 16 ( Fenster des Himmels), GB 20 (Tore des Bewusstseins) und GV 20 (Wohnort des Windes) werden nacheinander in der Rückenentspannung-Lage mit den Daumen gehalten.

Du begibst dich in die Rückenentspannung-Lage und verschränkst deine Hände im Nacken. Die Ellbogen lässt du entspannt nach außen fallen (hier gerne die Ellbogen mit einem Kissen stützen)

Übung 1

Für den ersten Akupressurpunkt Fenster des Himmels (TW 16) platzierst du die Daumen im Nacken an der Haargrenze und lässt das Gewicht des Kopfes auf deine Daumen aufliegen. Du verbindest dich mit einer tiefen Bauchatmung und entspannst mit jedem Ausatmen immer mehr in diese Stellen hinein. Du hältst den Akupressurpunkt für ca. 1-2 Minuten und lässt ihn dann sanft los. Nun gibst du deine Arme neben deinen Körper und schenkst dir einen Moment Zeit zum Nachspüren. Das Gleiche wiederholst du mit den zwei weiteren Akupressurpunkten. 

Die Tore des Bewusstseins (GB 20) findest du im Nacken an einer Vertiefung unter dem Hinterkopf. Wenn du deinen Kopf nach hinten neigst, bildet sich eine Falte, auf Höhe dieser Falte findest du die Tore des Windes. Sie liegen etwas näher zur Halswirbelsäule als die Fenster des Himmels.

Den Wohnort des Windes (GV16) findest du in der Vertiefung am Hinterkopf an der Halswirbelsäule. Dies ist nur ein einziger Akupressurpunkt. Du arbeitest dich somit von außen (Fenster des Himmels) nach innen (Tore des Bewusstseins, danach Tor des Windes).

Variation: Wenn du die Akupressurpunkte in Kombination mit einer Dehnung behandeln möchtest, so kannst du in der Rückenentspannung Lage auch die Krokodil-Drehung praktizieren.

Übung 2

Unterstützter Schulterstand und SI 14 Zustimmungspunkt. Folge auch hier dem Prinzip, wie oben erwähnt. Deine Beine kannst du auch gerne an einer Wand abstützen, um hier noch mehr Entspannung zu finden. Halte jeweils einen Zustimmungspunkt und visualisiere, dass sich die Last von deinen Schultern verabschiedet. Du gibst alles ab, was dir zu schwer ist. Du lässt alles gehen, was du noch mit dir herumträgst. 

Übung 3

Schmetterlingsfisch und CV 17 (der See der Ruhe)

Nutze für diese Übung gerne einige Meditationskissen, Yogabolster oder Kissen, sodass du deinen Körper entspannt loslassen kannst. Unterstütze Kopf, Ellbogen und Knie mit den Hilfsmitteln der Wahl. Der See der Ruhe befindet sich auf der Mitte des Brustbeins und ist ein wichtiger Punkt für die emotionale Harmonisierung. Er lindert Nervosität, Trauer und wirkt beruhigend auf den Geist. Vertiefe in dieser Übung deine Ausatmung in den See der Ruhe. Verweile für mindestens 2 Minuten in dieser Position und gebe dir anschließend Zeit zum Nachspüren. 

Übung 4

Meditation mit dem Dritte-Auge-Punkt

Den Dritte-Auge-Punkt kennst du sicher bereits aus dem Yoga. Es wundert also nicht, dass der Punkt auf der Stirn zwischen den Augenbrauen auch in der Akupressur seine eigene Wirkung hat. Der Dritte-Auge-Punkt löst mentale Verspannungen und hilft dabei, den Geist zu fokussieren. Mit dieser Übung kannst du gerne deine Yoga-Routine beginnen oder beenden. Gib dafür deine Hände in die Gebetshaltung und lege deine Stirn auf deinen Mittel- und Zeigefingern ab. Lasse das Gewicht des Kopfes ruhig auf deine Finger fallen. Atme konzentriert und fließend weiter und schenke dir einen Augenblick der Einkehr. 

Wir wünschen dir viele entspannte Momente beim Ausprobieren!

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